Generelle Tipps - Vermeide die gängigen Fehler
Gründe für die hohen Durchfallquoten gibt es viele. Im Prinzip liegt es in der Natur der Sache, dass in einem Studiengang, der nicht dem Numerus clausus unterliegt, im ersten Jahr selektioniert werden muss. Zudem erwartet dich an der Universität eine komplett neue Prüfungsart, was neue Lernmethoden und Prüfungsstrategien erfordert.
1 Keine Zusammenfassung schreiben
Der häufigste Fehler im Jus-Studium ist das Verfassen eigener Zusammenfassungen. Dieses Vorgehen ist verständlich, denn so hast du im Gymnasium gearbeitet. An der Uni ist die Stoffmenge aber derart umfangreich, dass du dir mit dem Schreiben von Zusammenfassungen selbst im Weg stehst: Diese Tätigkeit raubt dir Zeit, die dir dann zum Lernen und Üben fehlt. Vergiss nicht: Es ist der Professor, der deine Prüfung zusammengestellt hat, und er hat das, was ihm wichtig ist, für dich bereits zusammengefasst.
Daraus ergibt sich ein zweiter Tipp:
2 Vorlesungsunterlagen stets zur Hand haben
Vor der Vorlesung, während der Vorlesung, beim Lesen im Lehrbuch und beim Repetieren – die Folien des Professors solltest du stets zur Hand haben. Dein treuster Begleiter beim Lernen ist allerdings das Gesetz.
3 Das Gesetz kennen
Das Gesetz ist dein legaler Prüfungsspick. Arbeite mit ihm, und zwar am besten mit jener Ausgabe, die du auch an der Prüfung verwenden darfst. Beachte die Gesetzessystematik. Wer das Gesetz kennt und sich gewohnt ist, damit zu arbeiten, muss viel weniger auswendig lernen.
4 Beim Lesen mit Farben arbeiten
Wenn du beim Lesen die Texte farblich bearbeitest, erkennst du zu einem späteren Zeitpunkt das Wichtigste rasch wieder. Damit kannst du dir das Schreiben einer Zusammenfassung ersparen beziehungsweise die farbig markierten Passagen direkt als Zusammenfassung verwenden. Jede Farbe hat eine eigene Bedeutung.
Schliesslich solltest du unbedingt prüfungsorientiert «trainieren» und das bedeutet:
5 Alte Prüfungen lösen
So, wie sich ein Sportler auf seinen Wettkampf vorbereitet, indem er seine Sportart unter Wettkampfbedingungen betreibt, solltest du dich auf deine Prüfungen unter Prüfungsbedingungen vorbereiten. Die Prüfungsbedingungen sind in jedem Fach unterschiedlich, immer aber gilt: Die Zeit ist knapp und das Gesetz spielt eine zentrale Rolle. Viele Studierende bereiten sich völlig falsch auf ihre Prüfungen vor: Sie lesen, fassen zusammen und lernen auswendig. Eine sorgfältige Lektüre der Lehrbücher ist wichtig und die Kenntnis der Definitionen zentral. All diese Tätigkeiten sind aber nur ein Mittel zum Zweck. Sie dürfen nie zum Selbstzweck verkommen, sondern müssen stets im Dienst der Lösung und somit des Prüfungserfolgs stehen. Im Prüfungsarchiv der Universität Zürich findest du alte Prüfungen zur individuellen Prüfungsvorbereitung. Arbeite mit den Lösungen der Uni und erstelle dir eine eigene, auf eine für die Prüfung realistische Textlänge reduzierte Referenzlösung.
6 Fristen einhalten
In jedem Studium spielen Fristen eine zentrale Rolle – vor, während und nach den Prüfungen. Wer Fristen nicht einhält, muss mit erheblichen prüfungsrelevanten Nachteilen rechnen. An der Universität Zürich musst du dich aktiv zu einer Prüfung anmelden, hast aber bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nach erfolgter Anmeldung noch die Möglichkeit, dich wieder abzumelden. Beide Termine solltest du sorgfältig in deiner Agenda vermerken, denn sonst musst du ein halbes oder ganzes Jahr bis zur nächsten Prüfung warten oder du musst zur Prüfung antreten, obwohl du dich dazu nicht bereit fühlst. Fremdsprachigen Studierenden wird in der Regel zusätzliche Prüfungszeit gewährt. Diese muss allerdings im Voraus beantragt werden. Es wäre schade, wenn du deine Matura zwar in einer Fremdsprache absolviert hast (und somit Anspruch auf zusätzliche Prüfungszeit hättest), dann aber die Frist zur Antragstellung verpasst. Kopfschmerzen können die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen. Wenn du während der Prüfung von besonders starken Kopfschmerzen heimgesucht wirst oder an einer Krankheit leidest, die einen Prüfungsabbruch rechtfertigen kann, solltest du dich umgehend beim Aufsichtspersonal melden. Hast du deine Prüfung einmal abgegeben, kannst du keine Prüfungsverhinderungsgründe mehr geltend machen. Du hast die Möglichkeit, gegen ein Prüfungsresultat Einsprache zu erheben. Zwar sind die Chancen auf Erfolg bei einer Einsprache nicht besonders hoch. Doch konnten wir Kunden auch schon erfolgreich in einem Einspracheverfahren unterstützen. Wichtig ist neben einer formell und materiell sauber ausgearbeiteten Beschwerde auch hier die Einhaltung der Frist.
7 Literatur beschaffen
Literaturempfehlungen des Professors befolgen. Am Anfang deines Jus-Studiums empfehlen dir die Professoren jene Bücher, die du begleitend zur Vorlesung lesen sollst. Diese Ratschläge solltest du selbstverständlich befolgen, zumal die Vorlesungen massgeblich auf jenen Werken aufbauen. Gleichzeitig kann es aber wertvoll sein, bei Gelegenheit über den Zaun hinauszuschauen und in alternativen Lehrbüchern zu stöbern.
Manchmal fördert eine andere Betrachtungs- oder Herangehensweise dein Verständnis. Ausserdem ist es sehr wertvoll, sich möglichst früh mit dem Thema Literaturrecherche auseinanderzusetzen, denn spätestens bei der ersten Fallbearbeitung wirst du darauf angewiesen sein, mehrere Werke zitieren zu können. Je früher du dich damit befasst, desto besser. Lies dazu auch unser Must know «Aus welchen Gattungen besteht die juristische Fachliteratur?»
Arbeite während des ganzen Semesters kontinuierlich für die Uni. Ein hektischer Endspurt sechs Wochen vor den Prüfungen zahlt sich nicht aus.